Liebe Leserschaft,
Hand auf`s Herz! Wer kümmert sich bei Ihnen in der Familie, im Haus, der WG oder jeglicher Form der Lebensgemeinschaft um die konstante Zahnpastaversorgung? Haben Sie diese Aufgabe damals mal festgelegt, als Sie geheiratet haben, zusammengezogen sind, ihre Familie entstanden ist? Hat es sich so eingeschlichen, war es von vornherein klar, sind Sie so erzogen worden, kennen Sie es nicht anders? Haben Sie sich denn überhaupt jemals diese Frage gestellt?
Wer ist bei uns für die Zahnpastaversorgung zuständig?
Also bei uns bin ich es, soviel kann ich Ihnen verraten. Ich bin es nicht, weil ich so ein Fachmann auf dem Gebiet bin, es mir so leicht von der Hand geht, ich habe mich auch nicht dafür gemeldet damals, als ich meinen Mann kennengelernt habe, auch nicht, als ich meine Kinder bekommen habe, weder bei meinem Erstgeborenen noch bei meiner Tochter, 1,5 Jahre später, nicht als ich in meine erste Wohnung gezogen, wohlgemerkt gemeinsam mit meinem damaligen Freund, anschließendem ersten Mann und Vater beider Kinder, eigentlich gar nie. Es war übrigens zu dem Zeitpunkt auch nie die Rede davon, überhaupt mit jemandem zusammenzuziehen, geschweige denn verantwortlich für den lückenlosen Zahnpastanachschub zuständig zu sein. Genau genommen wollte ich damals mit meinen zarten 21 Jahren einfach nur einmal mit mir alleine sein, meine erste eigene Bude beziehen, in meinen eigenen Möbeln, meinen eigenen Alltag mit mir nach meinen Regeln genießen und mir nicht mein Zimmer wie die 18 vorherigen Jahre (meine Schwester ist 3 Jahre jünger) mit jemandem teilen. Mein Bett, mein Bad, mein Kühlschrank, mein Stuhl, mein Tisch, mein T Shirt, mein Reich, mein Raum, meinen Sauerstoff, meine Zahnpasta.
Anstelle dessen stand mein damaliger sehr anhänglicher Freund, der unter anderem aufgrund seiner Anhänglichkeit dann auch mein erster Mann und Vater meiner zauberhaften Kinder wurde, mit seiner gepackten Kosmetiktasche mit mir vor meiner Tür und ich habe es nicht übers Herz gebracht, diese zu schließen, ohne ihn mit in mein erstes eigenes Reich zu lassen.
Ab diesem Zeitpunkt war ich, so glaube ich, Haupt und alleinige Verantwortliche für die folgenden, tja wieviele Tuben eigentlich, Zahnpasta und das gänzlich unabhängig derer, die mein Leben und meine Räumlichkeiten kreuzten.
Als sei es nicht schon herausfordernd genug, immer genau den richtigen Moment zu erfassen, eine neue Zahnpastatube nicht zu früh, aber vor allem auch nicht zu spät nachzulegen, also quasi so, als hätte es nie einen Wechsel oder Nachschub gegeben, nein auch die Wartung und Pflege gehörte ab sofort zu meinem selbstverständlichen Aufgabenbereich. Bei uns wird sich nämlich nicht gestritten wegen einer falsch oder gar nicht geschlossen Tube, bei uns mache ich sie zu und hebel damit schon im Vorfeld jegliche Klischeebehaftete Diskussion darüber aus. Wär ja wohl gelacht, wenn ich über Klassiker diskutieren müsste, mir widerstrebt nämlich jegliche Form des Mainstream, meine eigene kleine Anarchie sozusagen.
Nun ergab es sich so, dass meine unsere letzte Zahnpastatube zuneige ging und ich hatte Lust auf einen Feldversuch, eine kleine gewagte Revolution, allerdings mit doppeltem Boden, bin ja kein Anfänger und fürs Leben am Limit zu feige.
Ich ließ es drauf ankommen und kaufte keine neue Tube! Bääääääm, !
Ich hatte eine kleine Probetube, diese kleine Reisegröße in meinem geheimen Kosmetikbeutel und konnte somit zumindest meinen frischen Geschmack und Atem garantieren, für den meines jetzigen Mannes fühlte ich mich einmal mal nicht verantwortlich, viel mehr noch wollte ich wissen, was nun passieren würde.
Nur kurze 2 Tage nach Start meiner kleinen Revolte, siehe da! Er hat eine eigene neue, nicht angebrochene, einfach im Geschäft gekaufte Zahnpastatube auf unsere Ablage im Badezimmer gestellt !!! Ohne darüber zu sprechen, einfach so, als sei es eine Selbstverständlichkeit! Das nenne ich 100% Erfolg und den Beginn meiner neuen Freiheit!
50 Jahre alt und schwuppwupp fühle ich mich frei, frei vom Zwang, die Einzige zu sein, die weiß, wie, wann und ob man Zahnpasta kauft!
An diesen Erfolg lohnt es sich nun anzuknüpfen, solange er noch warm ist. Ich überlege bereits, was ich als nächstes nicht mehr automatisch mache…..